Gedanken vor dem Umbau
Wer sich an den Umbau einer Prototyp-Lokomotive mit geteiltem Kasten
wagt muss sich zu Beginn folgende Überlegungen machen:
- welche Version soll entstehen, d.h. rot, grün, runde oder eckige
Lampen
- soll der Kasten nach dem Umbau in der Vertikalen beweglich sein oder
nicht
- muss es ein Metallmodell sein oder kann ich mich mit einem Kunststoffmodell
anfreunden.
Die Beantwortung dieser Fragen gibt dann den Hinweis welches Modell
als Basisfahrzeug dienen kann.
Für den folgenden Umbau stand folgendes fest:
- die Bewegung in der Vertikalen beträgt im Modell ca. 0,3mm .
Diese ist kaum sichtbar. Somit kann auf die Beweglichkeit verzichtet
werden.
- Es sollte eine rote Lokomotive mit eckigen Scheinwerfern entstehen
- Kunststoff ist mit meinen bescheidenen Mitteln einfacher zu bearbeiten
Als Basismodell wählte ich daher ein Modell von Roco, das ich
an einer Börse günstig erstehen konnte. Die Version der ersten
Cargo-Ausführung hat den Vorteil, dass auf der Seite keine erhabenen
Anschriften und Wappen zu entfernen waren. Nur für das stirnseitige
Schweizerwappen musste (nachträglich) eine Vertiefung angebracht
werden. Wer dies nicht will besorgt sich ein normales Modell der endsprechenden
Ausführung und schleift das seitliche Wappen und die Beschriftung
ab.
Folgende Teile mussten zusätzlich noch beschafft werden:
- Beschriftung und Wappen für die Re 6/6 11602 in rot von HRF
- Dachaufbauten, Fenstersatz der Serien Re 6/6, Scheibenwischer und
Stirnwappen von HAG
- Dachrandlüfter von Roco
- Messing-U-Profil und diverse Kunststoffplatten von Evergreen. (z.B.
bei Feather Products in Zürich erhältlich)
Vor dem Umbau empfiehlt sich das Studium von verschiedenen Unterlagen,
z. B. das Sonderheft LOKI – spezial Re 6/6. oder des „Werksbericht
der SLM aus dem Jahre 1974“ (siehe Rubrik Vorbild auf dieser Website)
und ev. das Anfertigen von eigenen Fotos.
Zerlegung des Basismodells
Der Lokkasten wir vom Fahrgestell getrennt, alle eingesteckten Teile
innen und aussen demontiert und beiseite gelegt
Bei der Durchsicht verschiedener Unterlagen und Typenskizzen ist mir
aufgefallen, dass im Bezug auf die Trennstelle die Zeichnung im Typenheft
der SBB nicht der Wirklichkeit entspricht. Auch im LOKI-spezial ist
diese Typenskizze abgedruckt. Korrekt ist diejenige im oben genannten
Bericht der SLM. Anhand dieser Typenskizze erfolgt als nächstes
das Anzeichnen der oberen, höher liegenden Kante der Seitenfenster
und der Trennstelle mit einer Reissnadel.
Bild: Der demontierte Kasten
Bearbeiten des Lokkasten:
In die Seitenfenster werden unten 3mm breite Kunststoffstreifen eingeklebt.
Der untere Einzug des Kasten wir mit einem Kunststoffstreifen auf der
ganzen Länge aufgefüllt. Der Kasten der Prototypen ist im
Vergleich zur Serie unten auf der ganzen Länge gerade.
Die alten Sandeinfülldeckel und die Kastenabstützung muss
abgefeilt werden. Ebenso die Rückspiegel. Dort muss zusätzlich
noch gespachtelt werden.
Mit einer feinen Laubsäge wird nun der Kasten auseinander geschnitten.
Hilfreich ist dabei ein Stahlanschlagwinkel. An diesem entlang wird
genau senkrecht der Schnitt ausgeführt. Die Stelle um das Gelenk
muss äusserst sorgfältig bearbeitet werden.
Auf einer kleinen Fräsmaschine müssen nun die Seitenfenster
nach oben ausgefräst werden. Wer keine Fräsmaschine zur Verfügung
hat, muss diese Arbeit mit einer Nadelfeile ausführen. Als Innenmass
dienen die Fenster von HAG. Der Fensterrahmen ist am Fenster angegossen
und schliesst später den Ausschnitt sauber ab.
Bild: Der Kasten ist getrennt, die Fenster ausgefräst und der Kasten
nach unten verlängert, resp. aufgefüllt
Bild: Mit Hartholzleisten und Teppichklebeband wird der Kasten auf dem Frästisch
fixiert
Es folgen nun die Ausschnitte für die neu pro Seite sechs Kastenabstützungen.
Die Dachrundung muss für die neue Anordnung der Lüfter ausgefräst
werden. Dies geht am besten mit einem Bohrzwerg oder einer kleinen Frässpindel,
z.B. von Proxon. Anschliessend werden die vier Füllstücke
der Dachrundung in der Kastenmitte eingesetzt. Aus Kunststoffstreifen
wird die Lücke der Trennstelle aufgefüllt. Da ich bei meinem
Modell, wie eingangs erwähnt, auf die Beweglichkeit des Kastens
verzichtete, konnte mit diesen Streifen auch die beiden Hälften
wieder fest verbunden werden. Aus 0,3mm dicken Kunststoffstreifen werden
die neuen Sandeinfülldeckel aufgeklebt. Aus Messing-U-Profil entstehen
die sechs Ösen der Kastenabstützung. Diese werden mit Sekundenkleber
in die vorbereiteten Schlitze eingefügt. Die Drehpunktabdeckungen
entstehen aus gerundeten Enden von Kunststoffstäbchen. Für
die Positionierung der neuen Dachaufbauten, sie stammen vom HAG-Modell
der Prototyp-Re 6/6, müssen im Dach vier neue Löcher gebohrt
werden. Die Öffnungen der alten Aufbauten werden mit Kunststoffstreifen
geschlossen. Wen es stört, dass diese Aufbauten etwas zu breit
sind, kann aus den demontierten Aufbauten passende neue zusammenschneiden.
Bild: Alle Änderungen sind ausgeführt
Je nach verwendetem Basismodell muss auch die Vertiefung für das
Schweizerwappen in der Stirnfront erstellt werden. Ich unterliess dies,
weil ich dachte das endsprechende Teil von HRF verwenden zu können.
Dieses Schweizerkreuz hat aber keinen Rahmen. Es eignet sich deshalb
nicht für die vorgesehene Anwendung. Zur Anwendung kam dann das
Wappen von HAG.
Nun wird der Kasten ein erstes Mal grundiert. Vorgängig wird der
Dachbereich abgedeckt. Ich verwende einen schnelltrocknenden Spray mit
Filler.
Nach mehrmaligem schleifen/spachteln/schleifen ist das Modell bereit
für den ersten feinen Überzug mit der gewählten Farbe.
Das rot entspricht RAL 3000 und ist wie das helle Silber der inneren
Fläche des Daches mit Spraydosen von Tamiya aufgetragen. Das Dach
und die Schürze ist in Umbragrau gespritzt. Diese Farbe auf Wasserbasis
stammt von Born.
Bild: Der Kasten ist fertig gespritzt
Nun werden die Dachrandlüfter eingepasst. Die vier inneren müssen
aus je zwei Lüftern zusammengesetzt werden. Daher muss man von
Roco zusätzliche Teile besorgen.
Bis das Modell fertig ist folgen viele Kleinarbeiten. Der Kasten wird
wieder mit allen Innereien komplettiert. Viel Zeit benötigt das
Einpassen der Frontfenster von HAG. Obschon diese um ca. 0,5mm grösser
sind als die Originalfenster von Roco wählte ich die HAG-Teile.
Der Grund ist, dass der Fensterrahmen bei diesen am Fenster angegossen
ist und farblich nicht auf der Gravur der Front nachgezogen werden muss.
Eine passende Chromfarbe gibt es nicht und Versuche mit einer Folie
gerieten nicht nach Wunsch. Die Eck- und seitlichen Führerstandsfenster
sind vom Basismodell. Die weisse Zierlinie entsteht aus einer hauchdünnen,
selbstklebenden Folie. Es folgt die Montage der Dachaufbauten und Stromabnehmer.
Zum Schluss werden die Isolatoren gesetzt und die Dachleitungen neu
verlegt.
Was nun noch fehlt ist die Beschriftung. Nach Angaben von HRF werden
die Buchstaben, Schilder und Wappen mit Zweikomponentenklebstoff, der
mit einer Nadelspitze aufgetragen wird, fixiert. Das selbe gilt für
das Frontwappen.
Zu guter letzt werden wahlweise einseitig die Pufferbohle komplettiert
und die Scheibenwischer von HAG montiert.
Bild: Das fertige Modell, bereit zur Probefahrt
Fazit:
Mit einem vertretbaren Aufwand erhält man ein schönes Modell
der Prototyp-Re 6/6 mit geteiltem Kasten. Es mussten nur vereinzelt
auf Kompromisse eingegangen werden. So z.B. auf der Stirnfront das Mass
Fensterunterkante – Handlauf und die Breite der Dachaufbauten.
Für diesen Umbau braucht es, mindestens in der vorgestellten Ausführung
in Kunststoff, keine grosse Werkstatt. Grundkenntnisse im Modellbau
sind aber von Vorteil. Auch die Kosten halten sich in Grenzen.
Bild: Das Basismodell und das umgebaute Modell mit den typischen HAG-Festern
am Roco-Modell
Bild:
Das Basismodell und das umgebaute Modell.
Das Wappen der Cargo-Lok ist ein geätztes Teil,
original Roco und
kann wahlweise montier werden.
Gut sichtbar sind die unterschiedlichen Dachaufbauten und Dachrandlüfter.
Bild:
Die 11601 entstand aus einem HAG-Modell (Teilesatz aus dem Nachlass
von M. Baumann)
Bei dieser Gegenüberstellung fällt die fehlende weisse Zierlinie
auf der Stirnfront des
HAG-Modells auf. Diese ist durch die Konstruktion
des Modells bei HAG nicht vorhanden.
Bild:
Das Modell der 11602 von HAG aus der alten Produktion im vergleich
mit dem Umbau.
Beim HAG-Modell wurde die Trennstelle farblich nachbehandelt.
Bild:
Basismodell von Roco, 11602 Basis Roco, 11601 Basis HAG